Exkursion – Jena
Fortschritt, Hightech, zukunftsorientiert – unter diesen Stichwörtern lässt sich diese Tagesexkursion zusammenfassen. Die Freunde des Bauingenieurwesens besuchten am 25.04.2024 das schöne Jena im Freistaat Thüringen. Dabei war der erste Punkt auf der Agenda der Neubau des Zeiss Quartiers auf dem ehemaligen Industriegelände des ärgsten Konkurrenten (Schott). Zeiss wurde in Jena gegründet und plant dort, nach der 2022 erteilten Baugenehmigung, seinen 2. Größten Standort zu errichten. Auf dem Bauland entstehen Entwicklungs-, Produktions- und Verwaltungsabteilungen. Um die Größe des Projektes besser einschätzen zu können: Das Baufeld misst eine Fläche von 80.000m², die entstehenden Grünflächen werden 25.000m2 betragen und die Bruttogeschossfläche liegt bei 118.000m².
Besondere Problemstellungen dieser Baustelle waren die Grundstückssanierung, sehr hohe Lasten, die es abzutragen galt, und schwingungsentkoppelt zu bauen. Die Bodensanierung konnte bereits vor zwei Jahren fertiggestellt werden. Um die weiteren Ziele zu erfüllen, wurden 1,4 m dicke Bodenplatten vor Ort gegossen. Wie man uns berichtete, dauerte die Betonage rund 10 Tage und man musste durch die spezielle Lage besondere Schallschutzmaßnahmen treffen. Das Ziel war es 240 h durchzubetonieren ohne Anwohner und Ökosysteme zu stören (was erfolgreich gelang).
Der Bauherr Zeiss hat mit Partnern wie der Stadt Jena und dem Freistaat Thüringen starke Partner. Von diesen erhielt Zeiss Fördergelder, um die Stadtentwicklung voranzutreiben. Insgesamt umfasst das Projekt ein Volumen von 400 Millionen Euro aufsteigend. Das Unternehmen schafft somit weitere 2.000 Arbeitsplätze für das Land. Durch unseren Ansprechpartner RiedelBau erhielten wir eine detaillierte Projektvorstellung.
Beispielsweise sind 286t Stahl und 14.600m³ Beton in die Bodenplatte eingebaut worden. Informationen, wie eine 1 m dicke Transferdecke zum 1. OG, um die Entkopplung beizubehalten, sind nicht zu vernachlässigen. Nach der Vorstellung des Projektes folgte die Baustellenbesichtigung.
Bei der Baustellenbesichtigung ist uns das Ausmaß des Projektes erst so richtig bewusst geworden. Auf der bereits gut vorangeschrittenen Baustelle sind acht Baukrane gleichzeitig benötigt worden, um die gesamte Fläche der Baustelle abzudecken. Ein weiterer Kran sollte schon bald auf der Transferdecke erbaut werden. Dafür werden auf dieser Decke Schienen verlegt, auf welchen der Kran sich mit den Lasten fortbewegen kann. Andere brisante Informationen waren, dass statische unrelevante Wände mit Füllkörpern versehen werden, um Beton zu sparen oder wie mit bis zu 4.000bar Beton von Eisen getrennt wurde. Bei dieser vierstündigen Exkursion konnten wir zahlreiche neue Dinge erfahren. Zusätzlich zu dieser tollen Baustellenbegehung konnten wir einen fantastischen Ausblick über die Stadt genießen.
Vielen Dank an Zeiss und Riedel Bau für diese besonders eindrucksvolle und lehrreiche Besichtigung!
(Leider durften keine Bilder von der Baustelle veröffentlicht werden.)
Bildquelle:
Nach der Besichtigung des Hightech-Standorts der Firma Zeiss ging es für uns zur Baustelle des neuen Campus auf dem Inselplatz. Dort empfing uns ein Mitarbeiter des Unternehmens HKL Ingenieurgesellschaft mbH und führte uns zunächst durch das Gebäude der Fakultät Mathematik und Informatik. Dieses beinhaltet mehrere Hörsäle, Seminar- und Besprechungsräume und Büros für Angestellte. Bei unserem Rundgang konnten wir uns die unterschiedlichen Bauabschnitte innerhalb des Gebäudes anschauen und Einblicke in die technische Gebäudeausrüstung erhalten.
Anschließend besichtigten wir das neue Rechenzentrum der Universität Jena. Das Interessante an diesem Gebäude war der Serverraum und dessen Brandschutz. Nach der Inbetriebnahme wird der Sauerstoffgehalt im Serverraum so reduziert, dass Personen noch ungestört atmen können, aber kein Feuer mehr entzündet werden kann. Das Gebäude verfügt zu den üblichen Sprinklern noch über eine Gaslöschanlage, die im Falle eines Brandes Stickstoff freisetzt, um das Feuer zu ersticken.
Beide Gebäude sind mithilfe von Mitteln aus dem europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert und sollen noch dieses Jahr fertiggestellt und in Betrieb genommen werden.
Da unsere Zeit nicht mehr ausreichte, konnten wir uns die drei anderen Gebäudeteile des Campus nicht mehr anschauen. Auf dem Gelände entsteht noch ein 15-geschossiges Gebäude mit dem Institut für Psychologie, eine Teilbibliothek der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek und eine Cafeteria.
Abschließend kann man sagen, dass beide Baustellen auf ihre eigene Weise sehr interessant gewesen sind und wir einige neue Erkenntnisse gewinnen konnten.