PfEx Rio de Janeiro
Rio de Janeiro - Die Stadt des Karnevals, des Samba!
Doch die ehemalige Hauptstadt Brasiliens hat bei weitem mehr zu bieten und hat sich für die nächsten Jahre auch allerhand vorgenommen: Sie wird der Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft 2014 und der Olympischen Sommerspiele 2016 sein. Und somit bewegt sich in Rio im Moment sehr viel mehr als nur die Tänzer. Und davon konnten sich 15 Studenten der Fakultät Bauingenieurwesen der TU Dresden im Mai 2013 überzeugen. Während unserer zwölftägigen Exkursion bot sich uns die Möglichkeit, Einblicke in herausragende Bauprojekte, aber auch Land und Leute und eine gänzlich andere Kultur zu gewinnen.
Den Auftakt unseres Aufenthalts stellte ein Besuch an der UFRJ, der Universidade Federal de Rio de Janeiro, dar, welche sich auf einer eigens dafür künstlich angelegten Insel in der Guanabara-Bucht befindet. Nach unserem ersten Kontakt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Rio de Janeiro und einer daraus resultierenden Verspätung von 45 Minuten, lernten wir einen der entscheidenden Unterschiede zwischen den Brasilianern und uns Deutschen kennen. Während wir unter beherzten Entschuldigungen beschämt die Universität betraten, erklärten uns die Studenten, dass das hier an der Tagesordnung stünde und auch nicht weiter schlimm sei. So wurden wir herzlich vom Büro für Internationale Beziehungen empfangen, bevor uns einige Studenten über den Campus führten und diverse Labore mit uns besichtigten. Darunter das Baustofflabor, ein Labor für Ozeantechnologie, einen Prototyp einer Magnetschwebebahn, die auf Supraleitertechnik basiert, und ein Ölleitungslabor.
Zu unserer ersten Baustellenbesichtigung machten wir uns auf den Weg zu einem etwas entfernter liegenden Stadtteil Rio de Janeiros – nach Barra da Tijuca -, wo sich uns die Chance bot, die Baustelle zum Olympischen Dorf 2016 zu besuchen. Unglücklicherweise hatten die Arbeiten nur einen Monat zuvor begonnen, was zur Folge hatte, dass man nicht sehr viel sehen konnte, bis auf ein riesiges Baustellenareal. Wir erhielten aber einen interessanten Vortrag über die geplanten Baumaßnahmen, ihre Finanzierung und die weitere Handhabung des Geländes nach den Olympischen Spielen 2016.
Eine andere große Baumaßnahme Rio de Janeiros stellt die Umgestaltung des Hafens und des dortigen Viertels Gamboa dar. Bis 2016 soll hier ein neues Abwasserleitungssystem entstehen, ein futuristisches Museum gebaut und auch mehrere Infrastrukturprojekte umgesetzt werden, wie z.B. die Verlegung der bislang oberirdischen Straßen in den Untergrund sowie die Etablierung einer Straßenbahn. Diese Projekte wirken sehr vielversprechend, aber leider auch überfällig, da das Verkehrsaufkommen ein großes Problem für die Stadt darstellt.
Ein weiteres Highlight stellt die 13 km lange Brücke dar, welche Rio de Janeiro mit Niteroi, einem Nachbarort auf der anderen Seite der Guanabara-Bucht, verbindet. Es handelt sich dabei größtenteils um eine Stahlbetonkonstruktion (nur das mittige Segment ist ausschließlich aus Stahl), welche 1974 eröffnet wurde.
Auch die Stadt Niteroi selbst bietet viele Sehenswürdigkeiten und lohnt somit einen Besuch. Vor allem der Architekt Oscar Niemeyer hat sich hier mit mehr als nur einem Werk verewigt. Herausragend ist das auf einem Felsvorsprung in der Guanabara-Bucht gelegene, futuristische Museu de Arte Contemporânea, welches an eine fliegende Untertasse erinnert – Niemeyer soll hingegen beim Entwurf an eine Blüte o
der Blume gedacht haben. Der konische Bau besitzt oben einen Durchmesser von 50m, am Sockel sind es nur mehr 9m und bietet eine 360-Grad-Panoramaaussicht. Anschließend besuchten wir noch die Festung Fortaleza de Santa Cruz, welche die größte Fortanlage des ganzen Kontinents darstellt. Somit bot sich uns nach diesem zeitgenössischen Bild der Stadt ein Blick in die Geschichte Südamerikas, während wir altertümliche und bestens erhaltene Bauweisen bestaunen konnten.
Neben all diesen Sehenswürdigkeiten und Baustellenbesichtigungen bietet Rio de Janeiro aber noch so viel mehr, was man auf eigene Faust erkunden kann. Was einem Bauingenieur bei einem Spaziergang durch Rio als erstes ins Auge sticht, ist die Diversität der Stadt. Man findet keine bzw. kaum einheitliche Architektur. Neben einem modernen Wolkenkratzer steht ein kleines, altertümliches, meist kunterbuntes Haus. Neben dem modernen Stadtteil Centro findet man nur ein paar Meter weiter eine Favela. Rio ist eine Stadt voller Gegensätze, die einem nach 12 Tagen allerdings sehr stimmig vorkommen können.
Keine zwei Wochen nach unserer Exkursion kochten die Emotionen in Rio de Janeiro über, wie man es den Nachrichten und Zeitungen hierzulande entnehmen konnte, und äußerten sich in Demonstrationen. Man sieht, in Rio bewegt sich so einiges. In der Stadt, in den Gebäuden und auch in den Menschen. Wir alle hatten eine wahnsinnig interessante Zeit dort und konnten, jeder für sich, viel daraus mitnehmen. Abschließend möchten wir uns ganz herzlichen bei unserem Förderverein, den „Freunden des Bauingenieurwesens“ der TU Dresden bedanken, der uns mit seiner Unterstützung und Spenden diese wunderbare Exkursion erst ermöglicht hat.